Theater.
F. M. Ibsens «Kronprätendenten» im Neuen Theater wurden seit Wochen wie ein Ereignis erwartet, wenn es auch nur ein kleines Theaterereignis ist, ein Stück mit allen Mitteln der besten Regiekunst wieder Körper gewinnen zu sehen, das nun vierzig Jahre alt ist, das vor bald dreißig Jahren schon von den Meiningern gespielt wurde. Die Aufführung dauerte beinahe fünf Stunden. So kann der Eindruck für jetzt nur mit wenigen Worten festgehalten werden. Die Erwartungen, die alle Ibsen-Verehrer der Regie des Neuen Theaters entgegenbrachten, wurden nicht getäuscht. Besseres haben auch die Meininger in Bild und Stimmung niemals geboten. Viel weniger gut oder ebenso ungenügend wie oft bei der Truppe des Herzogs Georg stand es um die schauspielerischen Leistungen. Den ehernen Ton der Nordlandsrecken traf niemand ganz ohne Rest, eine Dame ausgenommen, Fräulein Durieux. Den tiefsten Eindruck machten die beiden kurzen, in ihrer Wortkargheit und Seelenfülle unübertroffenen Liebesszenen. Und mit Ehrfurcht vor der Gedankengröße und der Gestaltungskraft Ibsens haben auch die das Haus verlassen, die es gern eine Stunde früher verlassen hätten.